Champagner ist nicht nur ein Getränk, Champagner ist ein Mythos. Das war immer so und wird auch so bleiben. Schon Napoleon brachte seine Liebe zum Champagner mit folgendem Ausspruch zum Ausdruck: "Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage brauchst du ihn." Ob der Feldherr seine Erfolge und Niederlagen allerdings mit dem in Deutschland meistverkauftem Champagner, dem Vve. Durand (Aldi Nord) oder Vve. Monsigny (Aldi Süd) begossen hätte, darf heftig bezweifelt werden.

Der Versuch, den Erfolg von Aldis Verkaufsrenner, der 12,59 Euro die Flasche kostet, zu analysieren, ist müßig. Bei diesem Schampus (hier hat das Unwort der Weinsnobs durchaus seine Berechtigung) ist es in erster Linie der verlockende Preis. Dazu gesellt sich der Wunsch, als sonniger, Champagner trinkender Lebemann aufzutreten.

Dabei ist der Aldi-Champagner ein recht unzuverlässiges Produkt und das Gerede, dass es sich teilweise um deklassierte Chargen von Spitzenproduzenten handelt, nicht mehr als ein Gerücht. Bei sogenannten Blindverkostungen landet der Discount-Champagner regelmäßig auf den hinteren Plätzen und kann in punkto Qualität oder Geschmack mit seriösen Erzeugern kaum mithalten.

Fakt ist aber, dass es weder ein Weingut noch eigene Keller gibt. Vve. Durand oder Monsigny sind lediglich Handelsmarken. Das heißt, dass Makler unterschiedliche Partien Champagner bei großen Kellereien aufkaufen, die dann nur noch degorgiert werden müssen, also von der Hefe genommen. Dann wird das Aldi-Etikett aufgeklebt, und die Flaschen werden ins Supermarktregal gestellt. Rein theoretisch wäre es also möglich, zum Beispiel einen so ausgefallenen und noblen Champagner wie Krug bei Aldi zu bekommen. Aber in der Realität wird das aus Kostengründen nicht passieren.

Natürlich wird auch der Vve. Durand nach den strengen gesetzlichen Richtlinien, die für Champagner gelten, produziert. Aber sicherlich am untersten Ende der Messlatte. Der Aldi-Champagner muss lediglich bestimmte geschmackliche Kriterien erfüllen und ist allenfalls ein ordentliches Produkt. Bei anspruchsvollen Marken wie Pol-Roger oder Roederer übersteigt der selbst auferlegte Qualitätsanspruch die gesetzlich geforderten Kriterien bei Weitem. Und dadurch heben sie sich von den beliebigen Massenprodukten ab. Sie verkörpern Qualität und Individualität.

Geiz lohnt sich eben nur, wenn man trotzdem gut dabei trinkt.

Für diesen Artikel herzlichen Dank an Hendrik Thoma.
Er darf als einer von zwei Sommeliers in Deutschland den Titel "Master-Sommelier" führen (weltweit gibt es ca. 170) und wurde 3x zum Sommelier des Jahres gewählt. Mehr über Hendrik Thoma unter
www.hendrikthoma.de