Historische Definitionen

Von der Antike bis in die Neuzeit

alte Weinpresse

Bereits die Römer betrieben Weinbau in der Champagne an. Der Wein, den sie daraus herstellten, war still. Aufgrund seiner Nähe zu Paris und der Aktivitäten der Klöster von Reims und Châlons-en-Champagne blieb der Weinbau erhalten, ohne wirklich große Popularität zu erreichen.

Der Begriff "Vin de Champagne" setzte sich erst während der Herrschaft von Heinrich IV durch, nachdem er vorher in der anonymen Masse der Weine aus der Region rund um Paris unterging. Die Bezeichnung wurde in seiner Herkunftsregion anfangs nicht gerne gesehen, da der Begriff Champagne (von lateinisch campania = Feld, offene Landschaft) einen unfruchtbaren Boden bezeichnet, der nur noch als Weidegrund für Schafe dient. Ungeachtet dessen gewann der Wein in der Folgezeit immer mehr Freunde an den königlichen Höfen Frankreichs und Englands.

Erst 1670 wurden die Weichen für den jetzt bekannten Champagner gestellt und aus dem ursprünglich stillen Weißwein wurde ein Schaumwein. Im 17. Jahrhundert hatte man begonnen, den Wein schon im Anbaugebiet in Flaschen zu füllen, um seine Frische zu erhalten, da der Wein den Transport im Fass nicht gut überstand.

Es ist vermutlich den Engländer zu verdanken, dass die Flaschenabfüllung nicht gleich wieder abgeschafft wurde. Sie liebten diesen perlenden Wein einfach zu sehr. Aufgrund des Gärprozesses in der Flasche waren die Winzer anfangs nicht allzusehr von diesen "neuen" Wein begeistert, sie mussten sich mit herausspringenden Korken und geplatzten Flaschen herumärgern. "Wein des Teufels" wurde er in der Anfangszeit genannt.

Nach und nach Beberrschten die Winzer den Prozess der kontrollierten Flaschengärung. Christoper Merret teilte der Royal Society in einen Schreiben am 17.12.1662 genau dies mit. Er ging vorallem auf den gezielten Zuckerzusatz ein, der den Wein Frische und Perlage verleit.

Zeichnung des Denkmals zu Ehren des Dom Pérignon

Der Benediktinermönch Dom Pérignon (1638 - 1715) welcher damals als Kellermeister in der Benediktinerabtei Hautvillers arbeite, entwickelte das Verfahren maßgeblich weiter. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Verschnitt, das Weißkeltern roter Trauben und divererser Verschußtechniken u.a. das Korken mit Kordeln am Flaschenhals gesichert werden.

Doch erst Louis Pasteur brachte mit seiner Grundlagenforschung über Gärprozesse das Verständnis darüber einen großen Schritt nach vorne. Jetzt hatten die Winzer das Wissen um die Qualität entscheidend zu verbessern.

Im Jahr 1729 gründete Nicolas Ruinart das älteste heute noch bestehende Champagner-Haus. Für die Familie Gosset ist zwar bereits 1584 der Handel mit Wein belegt, die Kontinuität ist aber nicht gesichert. Mit den Handelshäusern (wie z.B. Heidsieck, Moët, Perrier-Jouët und Bollinger) kam es zu einer internationalen Vermarktung und der Wein gewann den Ruf, den er jetzt noch hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufszweigen haben Frauen in der Entwicklung des Champagner eine gewichtige Rolle gespielt. Bekannt sind heute noch die Namen der Damen Pommery, Perrier und Clicquot.

Bis ins 19. Jahrhundert war Champagner trüb, da sich die Hefe der zweiten Gärung in der Flasche befand. Dann erfand 1806 Nicole-Barbe Cliquot („Veuve Cliquot-Ponsardin“, heute die Prestigemarke des Champagner-Hauses Veuve Clicquot Ponsardin) zusammen mit ihrem deutschstämmigen Kellermeister Antoine Müller und mit Alfred Werlé das Rütteln und Degorgieren. Ursprünglich soll das erste Rüttelpult ein Küchentisch gewesen sein. 1813 wurde diese Technik in André Julliens „Manuel du Sommelier“ dann erstmals erwähnt.

Champagne-Remuer


Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Champagner zu einem weltweit verbreiteten Luxusgut. So wurden 1882 36 Millionen Flaschen erzeugt, von denen drei Viertel exportiert wurden. Nach Großbritannien waren die USA der größte Markt. Dem Aufschwung des 19. Jahrhunderts bereitete jedoch die Reblausinvasion ein Ende. Die Champagne wurde erst relativ spät, um 1895, von ihr erfasst. In der Folge wurden zahlreiche Weinberge aufgelassen. Auch der Rebsortenspiegel veränderte sich zugunsten der heute dominierenden Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay.

1908 wurde der Gebrauch des Namens Champagne per Gesetz auf Weine aus den Départements Marne und Aisne beschränkt. Nach heftigen Protesten erhielten die Winzer des Départements Aube im Jahr 1911 ihre Rechte zurück, was wiederum in der Marne zu Unruhen führte. Als Kompromiss wurde schließlich die Bezeichnung Champagne auf die Marne beschränkt, während die übrigen Gebiete bis 1927 als Champagne Deuxième Zone klassifiziert wurden. Ferner wurde 1911 alle Gemeinden auf einer Prozent-Skala eingestuft, auf deren Basis fortan die Traubenpreise ermittelt wurden.

Unter dem Ersten Weltkrieg litt die Champagne besonders stark, da sie häufig Schauplatz von Kampfhandlungen war. Dem Champagner brachen zudem mit der Russischen Revolution und der Prohibition in Amerika wichtige Exportmärkte weg. Erst in den Dreißigerjahren konnte dies durch einen steigenden Absatz im Inland kompensiert werden. Die Not zwang damals viele Winzer dazu, sich von den großen Häusern zu lösen und eigene Absatzwege zu suchen. So entstanden viele kleine, familiäre Betriebe, die noch heute existieren. Dem besiegten Deutschland wurde im Vertrag von Versailles der Schutz der Herkunftsbezeichnung Champagner auferlegt.

Unter der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde das Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne gegründet, das heute als Dachverband die Produktion beaufsichtigt und die Interessen der Erzeuger vertritt. Der zunehmende Wohlstand seit 1945 brachte dem Champagner schließlich einen neuen Aufschwung, der die Produktion auf nie erreichte Höhen führte. 1999 wurde das feste Verfahren zur Ermittlung der Traubenpreise auf Basis der Prozent-Einstufung aller Gemeinden außer Kraft gesetzt. Zur Erweiterung der Anbaufläche wurden in den letzten Jahren auch die nach der Reblauskrise aufgelassenen Weinberge der Côte de Sézanne und bei Vitry-le-Francois wieder bestockt. Es gibt inzwischen sogar Bestrebungen, die ehemaligen Weinberge in der Nähe der Stadt Soissons in das Anbaugebiet einzubeziehen.